Nach dem Festival ist vor dem Festival und so machte ich mich nur wenige Tage nach dem großen cellu l’art-Finale auf den Weg nach Oberhausen in Nordrhein-Westfalen. Hier finden dieser Tage bereits zum 61. Mal die Internationalen (ehemals „Westdeutschen“) Kurzfilmtage statt.
Das älteste Kurzfilmfestival der Welt lockt in jedem Jahr eine große Schar Filmschaffender und -begeisterter in meine sonst nicht besonders bekannte Heimatstadt. Viele der heutigen internationalen Regie-Größen haben hier ihre frühen Arbeiten gezeigt, so etwa Wim Wenders, Martin Scorsese und Roman Polański.
Als erstes sah ich mir den Wettbewerb des „MuVi“-Preises an. Der weltweit erste internationale Filmpreis für Musikvideos wird seit 1999 verliehen. Einen nachdrücklichen Eindruck hinterlassen hat in jedem Fall dieses Musikvideo aus China. In einem vollbesetzten großen Kinosaal und in einem Programm mit vielen durchaus unkonventionellen Musikfilmen davor und danach, schaffte es der Hühnchen-Song von Wang Rong Rollin trotzdem, die Zuschauer kollektiv erstaunt in ihre Sitze zu pressen.
Am späten Abend sah ich mir dann noch den ersten internationalen Wettbewerb an. Gezeigt wurde unter anderem „Integration“ von Oleksiy Radynski, eine bildgewaltige Dokumentation der Euromaidan-Revolution vom Anfang 2014 – hier ein Trailer:
Anders als das cellu l’art zeigt Oberhausen im Durchschnitt allerdings deutlich mehr Experimentelles und schon bei den Musikvideos hatte sich der Regisseur eines Beitrags zu elektronischer Musik schlicht eine GoPro-Kamera vor die Nase geklemmt. Das ist für den Zuschauer dann nicht immer einfach, aber es eröffnet auch neue Perspektiven.
Die diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtage enden am 5. Mai mit der großen Preisverleihung. Wer im nächsten Jahr dabei sein möchte, kann sich bald auf www.kurzfilmtage.de informieren.