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Interview mit Fachjurorin Michaela Linow: „Es war das erste Mal, dass mich Experimentalfilme richtiggehend positiv angesprochen haben!“

Jury_Michaela Linow

Für unsere Fachjurorin Michaela Linow konzentriert sich die Handlung eines guten Kurzfilms auf das Wesentliche. Was sie uns sonst noch über ihre Beziehung zum Kurzfilm und ihre Juryarbeit erzählt hat, könnt ihr hier nachlesen:

cellu l‘art: Wie bist du zum Medium Film gekommen?
Michaela: Ich habe eine Ausbildung beim Mitteldeutschen Rundfunk als Medienkauffrau gemacht und mir danach überlegt, was ich denn jetzt nach dieser Ausbildung anfange, ob ich mein Leben bei diesem Sender verbringen möchte – und mich entschieden: nein, möchte ich nicht (lacht). Ich habe mich dann an der Filmhochschule in München beworben und dort Produktion und Medienwirtschaft studiert, was mein Faible für Fernsehen um das Faible für Film erweitert hat.

cellu l‘art: Du bist dann nach dem Studium in München nach Erfurt zurückgekommen: Was waren die Gründe dafür?
Michaela: Ich bin gebürtige Erfurterin, quasi eine richtige Puffbohne. Im Jahr 2005 herrschte hier so eine tolle Aufbruchsstimmung: Thüringen sollte Kindermedienland werden, das KinderMedienZentrum wurde gebaut. Es war einfach tierisch was los in Thüringen und ich hatte totale Lust, dabei mitzuwirken. Das Gelernte wieder in meine Heimat zurückzubringen und hier umzusetzen. Und zum anderen auch der Liebe wegen – das hat ganz gut zusammengepasst zu dem Zeitpunkt.

cellu l’art: Welche Bedeutung hat das cellu l’art Festival für dich?
Michaela: Ich finde Kurzfilmfestivals grundsätzlich sehr wichtig und geeignet, um jungen und talentierten Nachwuchsregisseuren oder Filmemachern im Allgemeinen eine Plattform zu bieten, sich einem – gerade bei Kurzfilmfestivals -, oft sehr kritischem Publikum zu präsentieren. Am cellu l’art im Speziellen gefällt mir die Internationalität. Ich finde die Idee mit dem Länderschwerpunkt sehr super und vor allem die Qualität der eingereichten Filme.

cellu l’art: Was macht für dich einen guten Kurzfilm aus?
Michaela: Für mich ist ein guter Kurzfilm ein Film, der sich in der Handlung auf das Wesentliche konzentriert. Das ist ja bei Kurzfilmen gerade so spannend, dass man durch die Verknappung  eine Sicht auf die Dinge abstrahiert darstellt, ohne eine Fülle von Nebenschauplätzen. Eine tolle Dramaturgie ist wichtig, innerhalb kurzer Zeit einen Spannungsbogen aufbauen zu können. Dazu kommt ein Kurzfilm auch stilistisch oft mit viel weniger Mitteln aus und kann mit diesen einfachsten Mitteln auf intensive Art und Weise oft mehr erzählen als ein Langfilm. Das fasziniert mich immer wieder.

cellu l’art: Bei unserem Festival haben wir sehr viele unterschiedliche Genre dabei: Von Experimentalfilm bis Dokumentation. Hast du ein Genre, das dir besonders gut gefällt?
Michaela: Ich bin der klassische Spielfilmliebhaber. Mit Experimentalfilm tue ich mich, zugegebenermaßen, oftmals ein bisschen schwer. Wobei die Experimentalfilme, die ich bisher gesehen habe, auch erstaunlich gut sind. Das meine ich mit der Qualität der für den Wettbewerb ausgesuchten Filme – die ist beim cellu l’art echt super. Es war das erste Mal, dass mich Experimentalfilme richtiggehend positiv angesprochen haben!

cellu l’art: Also wirkt sich die Arbeit als Filmproduzentin auch auf die Entscheidung aus?
Michaela: Man muss natürlich versuchen, bei der Bewertung der Filme irgendwie objektiv zu sein und darum bemühe ich mich auch. Ich habe mir mein eigenes kleines Bewertungssystem erarbeitet, um nicht nur nach persönlichen Vorlieben zu urteilen. Auch wenn ich bestimmte Genre grundsätzlich lieber mag als andere, versuche ich alle gesehenen Filme neutral auf ihre Machart und ihre Intention hin zu bewerten.

cellu l’art: Vielen Dank!

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